Die Ausstellung

Das Zahnmuseum beherbergt Exponate von 1700 bis zur heutigen Zeit, anhand derer die Entwicklung der Zahnmedizin und Zahntechnik gezeigt wird.

Aus Funden, die heute in archäologischen und anthropologischen Museen der ganzen Welt zu sehen sind, wissen wir, dass eine Spezialisierung auf Zahnbehandlungen bis 3000 vor Christus nachgewiesen werden kann. Ob Ägypter, Phönizier, Sumerer, Mayas und Etrusker überall auf der Welt finden sich Hinweise auf »Zahnspezialisten«. Es wurden verschiedene interessante Methoden entwickelt, Patienten von Schmerzen zu befreien und ihnen, aus kosmetischen, aber auch funktionellen Gründen, Zahnersatz anzufertigen. Um 660 nach Christus wurden die ersten Versuche mit Silberamalgam als Füllungsmaterial unternommen; etwa um 1200 nach Christus gab es die ersten Vollprothesen.

Das Museum für Zahnmedizin soll dem Besucher einen Überblick über die Entwicklung der Zahnmedizin von ca. 1700 bis in die heutige Zeit geben. Die ältesten Exponate, ein Zahnschlüssel und ein sogenannter »Bader–Stuhl« stammen aus dieser Zeit, Bader–Stuhl deswegen weil zu dieser Zeit die ärztliche Kunst hauptsächlich von den Heilbadern betrieben wurde. Aber auch hier gab es Spezialisten. Sie wurden, nach der einzig damals bekannten Art, einen schmerzenden Zahn zu entfernen, Zahnbrecher genannt.

Unter den zahlreichen Ausstellungsstücken findet sich auch ein Bild der heiligen Apollonia, der Schutzheiligen der Zahnärzte. Sie sollte ihrem Glauben abschwören oder auf dem Scheiterhaufen verbrannt werden. Als sie sich weigerte, wurden ihr die Zähne ausgebrochen und als sie den Märtyrertod in den Flammen des Scheiterhaufens wählte, soll sie ausgerufen haben, dass all jene, die unter Zahnschmerzen leiden und sie um Hilfe bitten, von ihrem Schmerz erlöst werden.

In Europa entwickelte sich relativ schnell ein Apollonienkult, wahrscheinlich aufgrund der Allgegenwärtigkeit von Zahnleiden. Dank diesem Kult findet man in fast allen Kirchen und Kathedralen Darstellungen der Heiligen Apollonia, welche oft reichhaltige Aufschlüsse über frühere Dentalpraktiken liefern.

Vom »Baderstuhl« zum Kompaktarbeitsplatz

Unsere ältesten Objekte sind Zahnschlüssel und ein Baderstuhl aus Hartholz von 1720. Die neuesten Stücke sind neueste Zahnimplantate und Materialien zum Kieferknochenaufbau aus dem 21ten Jahrhundert.

Das Behandlungszimmer einer »Alt Wiener Nobelpraxis« von 1900 mit einem Behandlungsstuhl von Ash & Sons samt dazupassendem Mobilar mit Marmoroberfläche und frei hängendem Elektromotor und wunderschönem Beleuchtungskörper bildet den Anfang. Geräte von Siemens und Ritter zeigen Zahnbehandlung in den 1920er und 30er Jahren. Eine Sirona von 1960 und ein Chayes-Gerät aus USA von 1965, das erste seiner Art in Österreich, demonstrieren die damals aufkommende Diskussion um die »liegende Behandlungsweise«. Die modernste Einheit ist die legendäre M1 von Siemens aus den 1980ern.

Die Arbeitsleuchten sind mit Bewegungsmeldern gekoppelt, sodass realistische Lichtverhältnisse für Arzt und Patient gezeigt werden können der jeweiligen Zeit entsprechend.

Die Ära einer Zahnbehandlung für breitere Bevölkerungsschichten begann mit der Fußtretbohrmaschine, ab 1895 schon mit dem Doriot-Gestänge, das größere Beweglichkeit und höhere Drehzahlen zuließ als die vorher üblichen Riemen- oder Wellenantriebe.

Zahnpräparation und Füllungen.

Dem auch heute noch gültigen höchsten Standard in der Füllungsbehandlung, den gehämmerten und gegossenen Goldfüllungen sowie dem auch heute noch viel verwendeten Amalgam und seiner Zubereitung sind eigene Schaukästen gewidmet.

Eine spezielle Vitrine zeigt die Entwicklung der rotierenden Instrumente anhand von zahlreichen Exponaten der weltweit agierenden österreichischen Premium – Marke W&H. Das älteste Winkelstück stammt aus 1890. Daneben haben wir auch eine Luftturbine aus der ersten je gebauten Serie einen »Airotor« von Borden aus dem Jahr 1957 in unserer Sammlung. Damit war eine deutlich höhere Umdrehungszahl möglich, was den Patienten sehr zugute kam. Damit stieg aber auch der Aufwand in den Zahnarztpraxen beträchtlich, war doch dadurch Wasserkühlung mit Absaugung nötig. Auch bessere Schleifkörper wurden gebraucht. Die Firma Drendel und Zweiling konnte als erste diamantbeschichtete Instrumente herstellen, die auch den hohen Drehzahlen gewachsen waren. Das Linzer Zahnmuseum kann auch solche Bohrer zeigen.

Ganz wesentlich zur Verringerung der Schmerzen bei Zahnbehandlung trug die Entwicklung der örtlichen Betäubung bei. Schon 1905 entwickelte Alfred Einhorn das gut verträgliche und wirksame Lokalanästhetikum Procain (Markenname »Novocain«), von dem wir auch eine frühe Packung gemeinsam mit den damals üblichen Verabreichungsinstrumenten zeigen können. Auch ein altes Gerät für Allgemeinnarkose ist im Zahnmuseum ausgestellt. So verlor die Zahnbehandlung im mehr ihren Schrecken.

Noch vor der Behandlung kommt die Diagnose

Bevor man den erkrankten Zahn oder Kieferknochen behandeln kann, muss man aber genau wissen, worin das Problem besteht. Ein Meilenstein in der Medizin war die Entdeckung der später nach ihm benannten »X-Strahlen« durch Wilhelm Conrad Röntgen 1895, die seit 1896 auch in der Zahnheilkunde verwendet wurden. Wir können in unserer Ausstellung unter anderen interessanten Röntgengeräten auch die klassische »Siemens Röntgenkugel« zeigen, die ab 1933/34 vierzig Jahre lang erzeugt wurde.

Und noch vor einer Diagnose kommt die Ausbildung

Auf diesen jeden Zahnbehandler prägenden Teil seines Lebens gehen eigene Vitrinen im Zahnmuseum ein. Sie zeigen unter anderem die Erstausstattung, die ein angehender Zahnarzt kaufen musste (nach dem 2. Weltkrieg bis in die 50er Jahre), ebenso Wachsmodelle als Unterrichtsmaterialien und Prüfungsarbeiten sowie einzigartige Fotos aus dem in den 70er Jahren geschlossenen Lehrinstitut der Österreichischen Dentisten, Wien, Kohlmarkt 16.

Geht trotz allem einmal ein Zahn verloren, muss er ersetzt werden. Und da erhält das Zahnmuseum regionalen Bezug durch die bis Ende der 1950er Jahre in der Badgasse in Linz und in Ohio, USA tätige Zahnfabrik Leopold Egger und Söhne. Aber auch Kautschukprothesen, Metallguss- und Keramikarbeiten sind zu sehen. Ein Arbeitstisch eines Zahntechnikers von 1900 mit alten Instrumenten dazu wie zum Beispiel ein Kautschuk-Vulkanisierkessel wird von den Besuchern viel beachtet.

Doch besser noch als Zahnverlust ist Zahngesundheitsvorsorge.

Wir zeigen Siwak genannte Holzstücke zur Zahnpflege, wie sie auch heute noch in vielen Ländern angewendet werden. Schöne bemalte Behälter für Zahnpulver und Zahnseife sind zu sehen. Auch gedenken wir der ersten Zahnpaste in Tubenform mit dem Markennamen Kalodont, produziert von Karl Sarg in Wien–Liesing, der auch als erster moderne Werbemethoden anwendete. Hilfsmittel zur Zahnzwischenraumreinigung sind ebenso vertreten wie manuelle und elektrische Bürsten und alte und neue Zungenreiniger.

Was ist eine Zahnspange?

Der Kieferorthopädie ist eine Vitrinen Gruppe gewidmet, um dem Besucher den Werdegang dieser Wissenschaft näher zu bringen.

 
 

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